Stuttgart | Kirchliche Jugendarbeit eröffnet jungen Menschen Gestaltungs- und Erfahrungsräume, um sich aktiv in die Gesellschaft einzubringen. Allerdings wird es zunehmend schwieriger Fachpersonal und Ehrenamtliche für die katholische Jugendarbeit zu bekommen. Eine Herausforderung, die sich der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) der Diözese Rottenburg-Stuttgart stellt. “Wer die Zukunft entwickeln will, braucht Weite und Mut“, antwortete Markus Scheifele auf die Frage nach seiner Motivation für eine dritte Amtszeit als Diözesanjugendseelsorger. „Die Weichen stellen für die notwendig anstehenden Prozesse“ ist Alexandras Guserles Antrieb. Sie wurde in einem weiteren Wahlgang von den Delegierten der Sommerversammlung am 16. Juli in Stuttgart einstimmig in ihre vierte Amtszeit als Diözesanleiterin gewählt.
Gleich zu Beginn ihrer Wahlrede machte Guserle jedoch klar, dass sie nur bis zum Sommer 2023 ihre Arbeitsbereiche weiterführen werde. „Nach neun Jahren Diözesanleitung ist es eigentlich an der Zeit, sich beruflich zu verändern. Die drohende Vakanz hat mich dazu bewogen, mich dennoch erneut aufzustellen. Die anstehenden Prozesse dürfen aus meiner Sicht zum jetzigen Zeitpunkt nicht unbearbeitet liegen bleiben“, erläutert sie weiter. Das betrifft insbesondere den internen Aufarbeitungsprozess zu sexualisierter Gewalt, der noch im Sommer bundesweit in den Jugendverbänden des BDKJ startet. Da braucht es eine qualitative und vernetzte Begleitung durch eine Leitungsperson, die sich im Thema auskennt und nicht neu einarbeiten muss. Durch Guserles bisherigen Zuständigkeitsbereich Kinderschutz und Prävention ist dies gewährleistet; in den späteren Prozessablauf kann eine potentielle Nachfolgerin reibungslos eingearbeitet werden.
Der zweite große Schwerpunktbereich, mit dem sich laut Guserle der BDKJ künftig beschäftigen muss, ist die Kooperation mit Schulen. „Je stärker sich die Ganztagesbetreuung durchsetzt, desto stärker müssen wir deutlich machen, dass Kinder und Jugendliche nicht nur Schüler*innen sind.“ Es braucht außerschulische Lernorte, in denen junge Menschen sich als selbstorganisiert und selbstwirksam erfahren. Und das geht in der Verbandsjugendarbeit am besten. „Der hohe Wertekanon, der in den Jugendverbänden gelebt wird, ist für die persönliche Entwicklung junger Menschen wichtig“, ergänzt Scheifele und betont: „Daher setze ich in meiner Position als Diözesanjugendseelsorger des BDKJ/BJA alles mir mögliche ein, damit auch künftig Kinder- und Jugendliche katholische Jugendarbeit erleben können“. Dazu gehört für ihn insbesondere im Arbeitsbereich Personalmanagement das Erproben neuer Werbestrategien sowohl für das pastorale wie pädagogische Fachpersonal, und das Gewinnen junger Menschen als Ehrenamtliche für die Gruppen- und Freizeitenarbeit.
In der Personalunion, in der die Amtsinhaber*innen der Diözesanleitung BDKJ auch für das Bischöfliche Jugendamt (BJA) tätig sind, ist die strategische Ausrichtung der katholischen Jugendarbeit ein zentraler Bereich. „Der im BJA laufende Zukunftsprozess beschäftigt sich intensiv mit der Frage, an welche Zielgruppe und sich katholische Jugendarbeit perspektivisch ausrichtet und mit welchen Angeboten“, erklärt Scheifele. „Hier möchte ich meine Stärken in der bislang aufgebauten diözesanen Vernetzung innerhalb der nächsten drei Jahre einsetzen.
Mit der Wiederwahl der zwei Leitungsmitglieder kann die politische Arbeit des BDKJ mit erfahrenen Personen weitergeführt werden. Zum Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit etwa beschloss die Versammlung eine Klimakampagne, die öffentlichkeitswirksam in die Diözese hinein wirken soll. Die Kampagne verfolgt das Ziel in den Bereichen Energie, Mobilität und Beschaffung die Pariser Klimaschutzziele für die gesamte Diözese zu erreichen.
Der BDKJ der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist der katholische Dachverband kirchlicher Jugendarbeit, dem sieben Jugendverbände angeschlossen sind. Die BDKJ-Diözesanversammlung ist das höchste beschlussfassende Gremium katholischer Verbandsjugend auf Diözesanebene. Die katholische Jugendarbeit erreicht mit ihren festen Gruppenangeboten jährlich 72.000 Kinder und Jugendliche.